Vereinshistorie
Die Eintracht-Story
90 Jahre DJK-Sportgemeinschaft Eintracht Rüsselsheim
Auf stolze 90 Jahre kann unsere 1925 gegründete Sportgemeinschaft im Jahr 2015 zurückblicken. Die Geschichte unseres Vereins wird ausführlich in unseren Festschriften 1965 zum 40., 1975 zum 50., 1985 zum 60. und im Jahre 2000 zum 75. Jubiläum beleuchtet. Die SG Eintracht ist in Rüsselsheim, im Kreis und auch in der Region für viele Sportfreunde ein
Begriff. Dass der Verein seine Entstehung der katholischen Pfarrgemeinde St. Georg verdankt und noch heute Wurzeln dorthin hat, dürfte weniger bekannt sein.
Gründung und Verbot
1920 wird in Würzburg die DJK, Abkürzung für „Deutsche Jugendkraft“, als „Reichsverband für Leibesübungen“ ins Leben gerufen. Das löste vielerorts die Gründung von DJK-Vereinen aus, 1925 auch hier. Die übermütige Kickerei von Messdienern im Schwesternhof hinter der Kirche St. Georg löst bei einer Versammlung des Männervereins den Wunsch aus, dieses Treiben in geordnete Bahnen zu lenken. Im Juli gründen fünfzehn Männer mit Zustimmung und Unterstützung von Pf. Georg Jung die DJK SG Eintracht. Bald ist die erste große Hürde genommen: Das Raunheimer Forstamt stellt am Bauschheimer Weg im Umfeld des heutigen Böllenseeplatzes ein Pachtgrundstück für einen Fußballplatz zur Verfügung. Kurios – anfangs stand seitlich auf dem Platz ein Telegrafenmast und beeinträchtigte das Spielgeschehen!
Der junge Fußballverein bekommt einen großen Zulauf; schnell bilden sich auch Jugendmannschaften. Bereits 1928 wird eine Leichtathletikabteilung gegründet, die ebenfalls rege Aktivitäten entwickelt und bald auch Erfolge bei DJK-Sportfesten vorweisen kann. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten findet 1933 die rasante Entwicklung des rührigen Vereins ein jähes Ende. Es ergeht ein Betätigungsverbot, das nach einem Monat wieder aufgehoben wird. Zugleich beginnt jedoch ein Druck auf Vereinsmitglieder, was zu Austritten und dies wiederum zu Einschränkungen im Spielbetrieb führt. Letztlich kommt im März 1935 das endgültige Verbot, kurz zuvor reißen SA-Reiter die Tore auf dem Spielfeld nieder.
Wiedergründung, Ziele und sportliche Angebote
Wie geht es weiter? Da die kath. Jugend nach dem Krieg in der Pfarrei St. Georg in großer Blüte steht und auch sportliche Aktivitäten pflegt – Handball, Fußball, Leichtathletik -, reift langsam der Gedanke, das Potenzial zu nutzen und die SG Eintracht neu zu beleben. Motor hierfür ist Kaplan Klaus von Landenberg. Nach intensiven Vorgesprächen wird am 17. November 1956 im Jugendheim St. Georg die Wiedergründung vollzogen. Rund 100 Personen, mehrere ehemalige Mitglieder und viele Jugendliche, sind anwesend. 67 von ihnen werden spontan Mitglied. Wir werden in den Landessportbund Hessen aufgenommen und parallel dazu sind wir Mitglied des DJK-Bundesverbandes.
Wie es in der aktuellen Satzung heißt, fördert der Verein den Leistungs- und Breitensport, ebenso die Geselligkeit sowie das kulturelle Leben innerhalb der Gemeinschaft. Sportliche Fairness und „Achtung Andersdenkender in christlicher Gemeinschaft“ sowie parteipolitische Neutralität und religiöse und weltanschauliche Toleranz sind weitere Maximen.
Zunächst beschränkt sich der Sportbetrieb auf Fußball. In der Saison 1957/58 nehmen wir erstmals an der Punktspielrunde der B-Klasse Groß-Gerau, damals die unterste Spielklasse, teil. Auch Jugendmannschaften nehmen zur gleichen Zeit den Spielbetrieb auf. 1959 wird eine Tischtennis- und Leichtathletikabteilung eröffnet. Weitere Abteilungen wie Faustball (1963), Frauengymnastik und Fitnessgruppe für Männer (1964), sowie Rhythmische Gymnastik für Frauen (1975) ergänzen das sportliche Angebot, ehe 1984 eine Wanderabteilung hinzukommt und 1994 Body Fit (Gymnastik für Paare). Eine zunächst florierende Kinderturngruppe sollte nur wenige Jahre Bestand haben. Auch Leichtathletik und Faustball halten sich nicht lange, Rhythmische Gymnastik wird 1999 eingestellt. Radsport (Country-Touren und Mountain-Biking) lebt 2002 auf, kommt aber nach wenigen Touren wieder zum Erliegen. 2003 bildet sich die Fitnessgruppe „Fit & Fun“ (Männer). Im gleichen Jahr schließt sich uns eine Betriebssportgruppe (Fußball) der Lufthansa an, die 2005 für Furore sorgt durch die Ausrichtung der ersten LH-internen Fußballweltmeisterschaft „LH-Soccer-World-Cup“ mit 49 Mannschaften (Kurzfeld) am Ostpark. Boule rundet seit Herbst 2006 unser sportliches Angebot ab. Schon 1960 stellt sich der aufstrebende Verein, unterstützt durch viele externe Helfer, einer Herausforderung, die in ihrer Dimension einmalig bleibt: Er richtet das Landessportfest der Diözesen Mainz, Limburg und Fulda aus, zu dem über 2000 Sportlerinnen und Sportler, auch 70 aus Berlin, nach Rüsselsheim kommen und in zwei Tagen im Stadion und anderen Sportstätten ihre Besten ermitteln.
Spielstätte und Heimat am Ostpark
Nach der Wiedergründung spielen und trainieren die Fußballer zunächst auf dem Sportplatz an der Haßlocher Straße, wo heute die Max-Planck-Schule steht, und danach auf dem Schulsportplatz an der Friedrich-Ebert-Schule. Tischtennis wird im Jugendheim St. Georg gespielt, ab 1962 in der Turnhalle der Eichgrundschule. Am Ostpark wird der Verein ab 1961 sesshaft. Die Pfarrei St. Georg stellt dort mit maß-gebender Unterstützung von Pfarrer Karlheinz Beichert in Erbpacht ein Gelände zur Verfügung, auf dem von der Stadt ein Sportplatz angelegt wird. Noch im gleichen Jahr erfolgt der erste Spatenstich für ein Vereinsheim, schon am 9. September 1962 die Einweihung. Die große Eintracht-Familie, inzwischen auf über 400 Mitglieder angewachsen, hat ein Zuhause. Die für damalige Verhältnisse behagliche Gaststätte mit Kegelbahn und Clubraum steht fortan oft im Mittelpunkt geselliger Aktivitäten. Nicht nur nach Heimspielen ist oft kein Platz im „Katholischen Bahnhof“, eine damals gebräuchliche Bezeichnung der Eintracht-Gaststätte, zu finden. Deshalb wird schon bald an eine großzügige Erweiterung gedacht und 1968 damit begonnen. Am 30. August 1969 können die erweiterte Gaststätte, zwei Einliegerwohnungen und ein komfortabler Jugendraum eingeweiht werden. Nach einigen Jahren erweist es sich als notwendig, ein weiteres Mal zu bauen. Ab 1991 entsteht die Vereinsanlage, wie sie sich heute präsentiert, mit u.a. vollkommen neuen Umkleideräumen, einem Geschäftszimmer, einer zweiten Kegelbahn, einem größeren Gesellschaftsraum und großzügigen Toiletten inkl. Behindertentoilette. Am 20. November 1992 erfolgt in Anwesenheit von Prominenz aus Sport und Politik die Einweihung.
Fußball und Tischtennis im Mittelpunkt, auch Heimat für Freizeitsport
Entsprechend der schon zitierten Satzung hat bei uns sowohl Leistungs- als auch Breitensport eine Plattform. Im Vordergrund steht schon immer die Fußballabteilung, die mit Abstand mitgliederstärkste Gruppe. Im Laufe der Jahre wurden viele Meister-schaften und Aufstiege gefeiert, auf das erste derartige Ereignis musste jedoch bis 1973 gewartet werden. Zweimal – 1994 und 1996 – wurde der Aufstieg in die Bezirksoberliga, die höchster Spielklasse im Bezirk Darmstadt, erkämpft und 2010 nach einer Durstrecke von sieben Jahren die Rückkehr in die Kreisoberliga DA/GG geschafft. Die Junioren wurden 1981 Hessenpokalsieger. Besondere Herausstellung verdient unsere jahrzehntelange erfolgreiche Jugendarbeit. Als es zu massiven Zuwanderungen ausländischer Familien und die Errichtung neuer Wohngebiete rund um den Ostpark kommt, gelingt es, diese soziale Herausforderung zu meistern. Viele Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und Kulturkreise, die Fußball spielen wollen, können integriert werden. Schon 1979 wird uns für die herausragende Jugendarbeit als einem der ersten Vereine von der Sepp-Herberger-Stiftung eine Dankurkunde verliehen. Bevor im Bereich Fußball Aufsehen erregt wird, gelingt dies den Tischtennisspielern. Viele Jahre eilen einige unserer zeitweise zehn Herren-, Damen- und Jugendmannschaften von Erfolg zu Erfolg.
Schon 1963 gelingt der erste Aufstieg in die Landesliga. Auch Einzeltitel bis hin zu hessischen Altersklassenmeistern folgen. Das ist schon lange Vergangenheit. Seit mehreren Jahren spielen nur noch drei Herrenmannschaften um Punkte, die Erste seit 2010 in der Bezirksklasse.
Nicht um Punkte, Meisterschaften und Klassenzugehörigkeit geht es bei unserem Angebot für Freizeitsport, das an anderer Stelle aufgelistet ist. Ein weiterer Ausbau ist immer ein Thema. Die Wanderer haben sich inzwischen zur zweigrößten Abteilung im Verein gemausert. Schon viermal sind sie Ausrichter des DJK-Wandertages (1988/596 Teilnehmer, 1994/425, 2002/261, 2009/264) gewesen. Seit November 2014 haben wir eine neue Abteilung. Der Rüsselsheimer Boxclub hatte sich aufgelöst und ein Teil seiner Mitglieder trat unserem Verein bei. Wir gründeten die Abteilung Boxen und sind, in ein für uns bis dahin unbekanntes Terrain, eingestiegen.
Sport ist nicht alles – Kontakte, Feste, Publikationen
Das Gesamtbild der SG Eintracht wäre unvollständig, würden folgende Facetten nicht erwähnt, auch wenn sie teilweise Geschichte sind. An regelmäßige Jugendfreizeiten erinnern sich noch heute viele ältere Mitglieder. Viele in- und ausländische Kontakte auf allen Altersebenen gab es durch Fahrten und Begegnungen, ganz zu Beginn mit Sempre Avanti Arnheim. Mit den Rüsselsheimer Partnerstädten, außer Varkaus, gab es Beziehungen und die mit Evreux waren durch die schon 1964 per Verschwisterungsurkunde manifestierte Freundschaft zum Club Jeanne d’Arc besonders eng und von langer Dauer. Gegenwärtig bestehen nur noch Verbindungen zu Kecskemét, die einige Wanderer pflegen.
Stolz sind wir auch auf die Vereinszeitung „Unsere Eintracht“, die seit 1982 viermal jährlich erscheint, dies jetzt im 29. Jahr. Zu den Heimspielen unserer I. Fußballmannschaft erscheint seit 1994 das Programmheft „Eintracht-Info’s“, seit 2001 „Anstoß“ genannt. Im Internet präsentiert sich unser Verein seit 2004.
Jahrzehnte seit der Wiedergründung waren Vereinsball und Weihnachtsfeier gesellschaftliche Höhepunkte im Jahreszyklus. Nachlassendes Interesse führte zunächst 2001 zu einer Kooperation mit der Schwarzen Elf, ehe 2004 das endgültige Aus kam. Für die Weihnachtsfeier ist dies schon seit 2000 der Fall. Große Anziehungskraft übten auch Pfarrfeste unserer Mutterpfarrei St. Georg aus, die viele Jahre bis 1987 auf unserem Vereinsgelände stattfanden. Nur 2000 gab es anlässlich unseres 75jährigen Jubiläums nochmals eine Neuauflage. Gefeiert wird auch heute noch, aber mehr innerhalb der Gruppen. Mit einem Sommer- und Familienfest gab es erstmals 2008 wieder eine abteilungsübergreifende Feier, die in diesem Jahr anlässlich des 85jährigen Bestehens wiederholt wurde.
Hoffnung auf Fortentwicklung
Wie bei vielen Vereinen hat das ehrenamtliche Engagement in den letzten Jahren auch bei uns nachgelassen. Deshalb lastet mehr als früher auf weniger Schultern. Trotzdem schauen wir vertrauensvoll in die Zukunft. Denn unsere sportlichen Angebote können sich sehen lassen und einem Ausbau steht der Vorstand immer positiv gegenüber. Und schließlich steht am Ostpark eine Vereinsanlage, um die uns nicht wenige Vereine beneiden. Das alles sind Voraussetzungen für eine gute Fortentwicklung. Ein gutes Gelingen hängt aber auch von jüngeren und klugen Köpfen ab, die in Zeiten leerer Kassen bereit sind, sich ehrenamtlich einzubringen.
Historie der Vereinspräsidenten der DJK SG Eintracht
1925 | – | 1926 | Lehrer Gölz |
1926 | – | 1932 | Adam Kümmel |
1932 | – | 1935 | Jean Metz |
1935 | – | 1956 | — |
1956 | – | 1958 | Jean Metz |
1958 | – | 1961 | Karl Heuß |
1961 | – | 1962 | Karl Walz |
1962 | – | 1968 | Karl Heuß |
1968 | – | 1970 | Willi Bellersheim |
1970 | – | 1971 | Hans Adalbert Wernecke |
1971 | – | 1982 | Alois Marx |
1982 | – | 1983 | Team: Egon Hochstein, Eberhard Krämer, Hanno Schmitt, Herbert Schuster |
1983 | – | 1989 | Herbert Schuster |
1989 | – | 1995 | Gerhard Dillmann |
1995 | – | 2005 | Rainer Hopp |
2005 | – | 2011 | Manfred Heibel |
2011 | – | 2016 | Timo Anschütz |
2017 | – | Andreas Keller |